Die Capella Ludgeriana beim Knabenchorfestival in Essen

Drei Tage lang Gesang in Essen: im Dom, auf dem Burgplatz mitten in der Innenstadt – und dann ein Festkonzert in der Philharmonie, das seinen Namen mehr als verdient hat. Das „Pueri cantores“-Festival war ein Riesenerfolg und ein Ort der Begegnung für zahlreiche junge Chöre aus ganz Deutschland.

„Pueri Cantores“, das ist der 1951 gegründete Verband, unter dessen Dach 470, Chöre versammelt sind – nicht weniger als 20 000 Stimmen!

Sieben Chöre standen am Wochenende auf der Bühne der vollbesetzten Essener Philharmonie und machten das dreistündige Programm zum Höhepunkt des Treffens, gestaltet von Spitzenensembles der Knabenchorszene: den Essener Domsingknaben als Gastgeber, den Domchören aus Mainz und Köln, den Regensburger Domspatzen, dem Knabenchor Hannover, den Freiburger Domsingknaben und nicht zuletzt der Capella Ludgeriana am Dom zu Münster unter Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer.

Geistliche Musik stand selbstverständlich im Mittelpunkt des Konzertes, immerhin gehört sie zur Kernaufgabe der Chöre an den Kathedralkirchen der Bistümer. Aber auch weltliche Töne erfüllten den großen Saal der Philharmonie, dessen Akustik für Chorgesang ideal ist. Die Kölner überraschten mit einer wunderschönen Vertonung des Volkslieds „Kein schöner Land“ von Wolfgang Buchenberg, die Freiburger mit der „Abendstunde“, die Chorchef Boris Böhmann komponiert hat.

Die Capella Ludgeriana punktete beim Publikum mit Bachs „Erschallet, ihr Lieder“ und dem „Ave Maria“ des Finnen Jaakko Mäntyjärvi, bei dem die jüngsten unter den Sängern den Text wie improvisiert zu sprechen hatten. Toll auch der Schwung und die Begeisterung, mit der die Capella das Spiritual „I hear a Voice a prayin“ zum  Besten gaben, ganz zu schweigen von der erhebenden Hymne „Rejoice in the Lord always“ zusammen mit dem großartigen Sebastian Küchler-Blessing, Essens Domorganisten.

Sieben Chöre in einem Programm also – sieben unterschiedliche Ensembles mit je eigenem Charakter, alle auf hohem, oft ganz hohem Niveau. Bilanz: Das Interesse an anspruchsvoller Vokalmusik ist nach wie vor groß. Ein vergleichbares Treffen wird es auch im nächsten Jahr geben. Dann ist Münster Gastgeber.


Text: Christoph Schulte im Walde
Foto: Alexandra Roth