Domkantorin Verena Schürmann leitet den Mädchenchor am Dom

Domkantorin Verena Schürmann.

Vor acht Jahren ist für Verena Schürmann ein Traum in Erfüllung gegangen. Mit nur 30 Jahren wurde die Kirchenmusikerin mit der Aufgabe betraut, den Mädchenchor am St.-Paulus-Dom in Münster auszubauen und zu leiten. "Damals waren es 50 Sängerinnen, heute sind es mehr als 130", sagt sie. Seit 2006 ist sie als Domkantorin am Hohen Dom in Münster tätig und gibt neben ihrer Funktion als Leiterin des Mädchenchores auch Kurse in Kinderchorleitung und Kinderstimmbildung.

Notenmaterial organisieren, Chorfahrten buchen, Stimmbildungsplan erstellen, daneben jeweils zwei Proben pro Woche mit drei Mädchenunterchören leiten – Verena Schürmann hat alle Hände voll zu tun. An Sonntagen gestaltet sie regelmäßig mit den Mädchen Messen im St.-Paulus-Dom. "Am schönsten ist es, mit anderen Menschen Musik machen zu können, gemeinsam Stimmen und Stücke auszuprobieren", sagt sie.

Ihre Leidenschaft für Chorleitung und Dirigieren hat die heute 38-Jährige während ihres Studiums an der staatlichen Hochschule für Musik in Köln entdeckt. "Die meisten, die ein Kirchenmusikstudium beginnen, tun dies, weil sie gerne Orgel spielen", erklärt sie. Auch bei ihr sei dies der Grund gewesen. Doch dann habe sie Oliver Sperling kennengelernt, den Chorleiter des Mädchenchores am Kölner Dom. "Er hat jedes Mal so von der Musik der Mädchen und der Atmosphäre im Chor geschwärmt, dass ich gedacht habe: Da muss was dran sein", sagt sie lachend. Schon lange weiß sie: "Er hat recht."

130 Mädchen im Alter von sieben bis 21 Jahren begleitet sie derzeit in drei Unterchören auf der Reise durch die Kirchenmusik, oft über Jahre hinweg, vom Mädchen zur Frau. Ein Privileg, das Schürmann zu schätzen weiß. "Für mich liegt darin neben der Musik der größte Reiz meiner Aufgabe", sagt sie. Es sei etwas sehr Wertvolles, die Entwicklung der Mädchen miterleben zu dürfen, auch im musikalischen Bereich. "Wenn die Stimme plötzlich fähig ist, ein Crescendo zu machen und der Klang im Chor immer komplexer wird, dann springt der Funke über und die Begeisterung am Singen steckt an", erklärt sie. Für die Chorleiterin liegt die Stärke eines Mädchenchores dabei im weichen Klang und in der Leichtigkeit der Stimmen. Weil die Mädchen im Vergleich zum Knabenchor keinen eklatanten Stimmbruch haben, könne kontinuierlich über Jahre hinweg an einem Repertoire gearbeitet werden.

Die Mädchen aber über all die Jahre an die Chorgemeinschaft zu binden, erfordert Kreativität und Kraft. "Wenn wir durch die Schulen gehen und für die Chöre der Domsingschule werben, dann steht erstmal nicht die Kirchenmusik im Vordergrund, sondern die Freude am eigenen Singen, am Klang der eigenen Stimme", sagt die Domkantorin. Liege eine Anmeldung dann vor, sei dies noch lange nicht der Garant für eine jahrelange Mitgliedschaft. "Das regelmäßige Singen im Dom reicht alleine nicht aus, um die Mädchen bei der Stange zu halten", sagt Schürmann aus Erfahrung. Es seien gerade die größeren Projekte wie das Proben und Aufführen eines Musicals, Chorfeste und Konzertreisen, die aus den Mädchen eine feste Gemeinschaft machen. "Solche Fahrten gehören wesentlich zum Chorleben dazu, bieten natürlich auch einen Anreiz und schweißen zusammen", sagt sie. Denn auch wenn die Mädchen den Münsteraner Dom jedes Mal wieder als etwas Besonderes empfinden: "Stockholm oder Granada sind mit den Begegnungen mit anderen kirchlichen Jugendchören absolute Highlights für junge Chorsänger."

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Text / Foto: Bischöfliche Pressestelle