Konzerte des Knabenchores am Dom „Capella Ludgeriana” und Domorganist Thomas Schmitz

 

in der Jakobikirche Coesfeld (7.9.24) und in der Propsteikirche St. Peter und Paul Recklinghausen (14.9.24)

Zu einer ganz besonderen Orgelmusik zur Marktzeit hatte der Förderkreis Orgelmusik Coesfeld die Capella Ludgeriana, den Knabenchor am Dom in Münster, unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer und den Domorganisten Thomas Schmitz eingeladen. Gleich mit dem Eröffnungschor „Erschallet ihr Lieder“ aus der Kantate BWV 172 zeigte der Chor sein großes Können. Schon das Erschallet wurde zu einem Klangerlebnis und der Chor glänzte weiterhin durch Präzision in den Koloraturen, durch eine ausgesprochen gute Lautstärkedynamik und durch mit Leichtigkeit gemeisterten Tonhöhen. So wurde dieses erste Stück des Konzertes zu einem ausdrucksstarken Jubelruf, den Domorganist Thomas Schmitz mit Fundament gebender barocker Registrierung der Orgel bestens begleitete.

Mit der Toccata BWV 564 zeigte er danach sein großes Können als Organist. Gut konnte man sich vorstellen, dass Johann Sebastian Bach diese eingängige Toccata zur Beurteilung von Orgeln nutzte, erwähnt seien hier nur das gewichtige Pedalsolo und die weitläufig raschen Tonleiterpassagen. Katechet Frank Schüssleder führte nach diesem Orgelpart in die Komposition des englischen Komponisten Jonathan Dove ein, in dem es um Gottsuche und das Staunen der Menschen über die Schöpfung geht. Mit der Imitation von Sternenglitzern auf der Orgel begann der Chor unisono diese fast schon sphärische Musik.

Durch ausgesprochen große Präzision in der rhythmischen und sprachlichen Gestaltung machte der Chor diese Komposition zu einem fast extraterrestrischen Klangerlebnis - der Hinweis von Frank Schüssleder auf das Seelenraumschiff in einem Gedicht von Gertrud von le Fort passte gut zur Musik.

Mit einem in der Schwebe bleibenden leisen Schlussakkord ließ der Chor die Zuhörer staunend zurück, bevor Domorganist Thomas Schmitz aus der Grand Sonata von Dudlev Buck das Andante cantabile und das Finale zu Gehör brachte. Dudley Buck zählte zu den ersten gründlich ausgebilde- ten Organisten, die die USA hervorgebracht hatten. Dass er den damaligen amerikanischen Trend zu lauten und bombastischen Spiel bediente, das zeigte Thomas Schmitz besonders im Finale der Grand Sonata. Hier konnte er die ganze Klangfülle der Sauerorgel unter Beweis stellen.

Eher besinnlich gestaltete die Capella Ludgeriana das „Ave Maria“ des finnischen Komponisten Jaakko Mantyjärvi und erinnerte damit an das bevorstehende Fest Mariä Geburt. In einer Art Sprechgesang wurden gregorianisch anmutende Melodien mit dem Text „Ave Maria, gratia plena“, von den jüngsten Mitgliedern des Chores im Kirchenraum verteilt gesprochen, kombiniert.

An den Schluss des Konzertes hatte Alexander Lauer den „Song of Mary“, eine rhythmische Vertonung des Magnificats, gesetzt. Dieses recht bekannte Werk des englischen Komponisten Richard Shephard bildete zusammen mit dem „Erschallet ihr Lieder“ eine gelungene Klammer für diese außergewöhnliche Orgelmusik zur Marktzeit. Stehende Ovationen in der voll besetzten Kirche belohnte der Chor mit dem wohl bekanntesten Spiritual „I hear a voice“ des amerikanischen Komponisten Houston Bright. Mit hör- und sichtbarer Sangesfreude verabschiedete sich die Capella Ludgeriana aus Coesfeld.

Text: Heinz-Joseph Holthaus