Um die Musik am Paulusdom zu Münster ist es gut, sehr gut bestellt. Daran ließ das fantastische Konzert am Samstagabend in der vollbesetzten Kathedrale nicht den leisesten Zweifel. Sämtliche Vokalensembles hatten sich um Domkapellmeister Alexander Lauer und Domkantorin Verena Schürmann versammelt und feierten Geburtstag: den des Freundeskreises Dom-Musik e. V., der vor zehn Jahren gegründet wurde.
Knabenchor, Mädchenchor, Capella Ludgeriana, Kammerchor und der große Domchor – alle stimmten auf ihre je eigene Weise ein in das Lob Gottes, was ja prinzipiell die ureigenste Aufgabe der Chöre am Dom ist, ob in der Liturgie oder im Konzert wie an diesem großartigen Abend. Wobei es in diesem Programm einiges Spannende zu entdecken gab: eine sphärische Vertonung des 121. Psalms von Douglas Coombes etwa. Oder die Hymne an die Sterne am Firmament von Ēriks Ešenvalds, bei der einige Mitglieder des Kammerchores sich, mit einem wassergefüllten Weinglas ausgestattet, als Glasharfenisten betätigten. Das glitzerte himmlisch.
Auch und vor allem die Jüngsten unter den Dom-Choristen zeigten sich von ihrer besten Seite, der Knabenchor. Mit Musik, die nicht nur gesungen wurde, sondern in der auch zu sprechen war. Alles andere als das „übliche“ Repertoire. Wie überhaupt die Dommusik an diesem Abend stilistisch sehr breit aufgestellt und mit einem unerschöpflichen Engagement bei der Sache war. Johann Sebastian Bach zur Eröffnung, süffige englische Romantik, Frühbarrockes von Johann Vierdank – und mit Thomas Jennefelts „Warning to the Rich“ eine ziemlich heftige Anklage an jene, deren Reichtum erkauft ist mit dem Leid der Geknechteten. Starker Tobak für ein Festkonzert – aber die bittere Beschreibung der alltäglichen Realität.
Und selbstverständlich kommt auch der flehenden Bitte „Verleih uns Frieden gnädiglich“ in diesen Wochen und Monaten ganz besondere Bedeutung zu. Heinrich Schütz komponierte seine Motette in jenem Jahr, da man in Münster den Westfälischen Frieden besiegelte! Der Domchor machte daraus ein berührendes, zeitloses Gebet.
Die Dommusik ist gut aufgestellt. Auch die Orgelmusik, wie Domorganist Thomas Schmitz mit Louis Viernes Adagio aus der dritten Sinfonie unterstrich. Schmitz agierte als souveräner Begleiter der Chöre, auch in der Zugabe mit erneuter Friedensbitte, diesmal von Felix Mendelssohn Bartholdy und mit den vereinigten Stimmen sämtlicher Chöre. Das ging unter die Haut.
Text: Christoph Schulte im Walde
Foto: Marius Jacoby